So wie sich Menschen mit einer Beeinträchtigung an den Arbeitsplatz anpassen, ist es auch Aufgabe der anderen Mitarbeiter:innen, sich an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Allzu oft werden Menschen mit einer Beeinträchtigung am Arbeitsplatz an den Rand gedrängt. Aber das sollte nicht so sein. Als Person mit engeschränktem Hörvermögen sehe ich nicht meine Einschärnkung als Problem an, sondern vielmehr das fehlende Verständnis dafür.
Bei der Schaffung eines barrierefreien Arbeitsplatzes geht es in Wirklichkeit darum, dass die Menschen am Arbeitsplatz ihren Blick über ihre eigenen Erfahrungen hinaus erweitern. Ich vergleiche dies mit meiner Rolle in der Unternehmensführung: Es ist meine Aufgabe, den Blick des Unternehmens auf den Schutz personenbezogener Daten zu lenken, was bedeutet, dass ich, während meine Kollegen in ihren Bereichen arbeiten, ein Auge auf das habe, was außerhalb dieser Bereiche liegt.
Wenn die Kollegen diesen Blick über den Tellerrand hinaus im Namen aller ausüben, entsteht eine Unternehmenskultur, die nicht nur für hörgeschädigte Mitarbeiter:innen wie mich zugänglich ist, sondern auch für alle, die ebenso durch Einschränkungen am Rande stehen würden.
Das Leben in der stillen Welt
Meine beidseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit entwickelte sich schon in jungen Jahren, wahrscheinlich als Folge einer Kinderkrankheit. Im Wesentlichen bin ich sehr schwerhörig, mit wenig oder gar keinem Hörvermögen im Gesprächsbereich. Das bedeutet:
- Ich kann Zischlaute wie s, z und sch nicht unterscheiden, es sei denn, ich sehe Sie an.
- Ich versuche, die Lücken dessen, was ich nicht hören kann, zu füllen, was zu wirklich seltsamen Gesprächen führt.
- Ich schaue, bevor ich die Straße überquere - in beide Richtungen.
- Im Allgemeinen ist meine Welt sehr ruhig. Allerdings muss jeder, der nach mir in mein Auto steigt, daran denken, das Radio auszuschalten, bevor er den Motor startet.
- Lippenlesen ist anstrengend. Ich gähne nicht, weil mir langweilig ist oder ich am Vorabend lange unterwegs war.
Ich betrachte meine Taubheit nicht als Verlust; ich kann einfach nicht hören. Und das ist ein wichtiger Punkt: Nicht jeder, der eine Einschränkung hat, hält sich für unvollkommen oder für verbesserungsbedürftig - wir halten uns für gut, so wie wir sind. Gerade weil wir uns ständig anpassen müssen, wird uns bewusst, wie flexibel wir sein können.
Wenn wir also um eine Anpassung des Arbeitsplatzes bitten, um uns den Zugang zu erleichtern, dann bitten wir nicht um eine große Unterstützung. Wir bitten Sie darum, es etwas leichter für uns zu machen.
Drei Schritte zu einem besser zugänglichen Arbeitsplatz
Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich für Veranstaltungen zum Thema Beeinträchtigung angefragt werde, weil ich über das nötige Fachwissen verfüge, denn mit einer Beeinträchtigung ist man gezwungen, sich anzupassen. Um Platz für alle zu schaffen, braucht man nur etwas Verständnis und Anpassungsfähigkeit.
Hier sind drei Maßnahmen, die Sie sofort ergreifen können, um Barrieren für hörgeschädigte Kolleg:innen und Kund:innen abzubauen.
- Schalten Sie Ihre Kamera ein. Bei Videokonferenzen verlasse ich mich auf eine Kombination aus Lippenlesen und Untertiteln auf dem Bildschirm. Ich benutze keine Hörgeräte, denn sie ersetzen das Gehör, das ich nie hatte, und das Tragen von Hörgeräten verursacht "Gehirnnebel". (Stellen Sie sich das Gefühl vor, dass viele Sinneseindrücke gleichzeitig auf Sie einprasseln).
Obwohl niemand von uns mit einer Tüte auf dem Kopf an einer persönlichen Besprechung teilnehmen würde, muss ich meine Kollegen (immer noch) regelmäßig bitten, bei Anrufen ihr Bild einzuschalten. Kameras sollten immer eingeschaltet sein. Die einzige Ausnahme ist, wenn Sie während der Besprechung eine Pause machen, um einen Anruf auf Ihrem Telefon entgegenzunehmen. Schalten Sie nicht nur den Ton, sondern auch das Video aus. Lippenlesen ist meine Superkraft!
- Vereinfachen Sie Ihre PowerPoint-Folien. Der Vorteil dieses Ratschlags gilt für das ganze Unternehmen. Während eines Videogesprächs ist es nicht ungewöhnlich, dass ich eifrig Lippen lese, auf die Bildunterschriften achte und ein wenig kontextuelles Rätselraten betreibe, nur um dann auf dem Bildschirm eines Kollegen plötzlich eine überfüllte, undurchschaubare PPT-Folie zu sehen. Sie wissen schon: Wörter und Diagramme, die in jeden Zentimeter Platz gezwängt sind.
Ich bin nicht in der Lage, den Inhalt der Folie und die Ausführungen der Sprecher:innen zu verarbeiten - und ich wette, die anderen Teilnehmer:innen des Gesprächs können das auch nicht. Die Lektion? Priorisieren Sie Ihre Botschaft für jede Folie und straffen Sie deren Inhalt. Weniger ist mehr, und es ist lesbarer. (Ich habe diesen Kampf noch nicht gewonnen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.)
- Erstellen Sie integrative Richtlinien - und fördern Sie sie. Entwickeln Sie Unternehmensprotokolle, in denen Inklusion betont wird, damit ich nicht ständig nachfragen muss. Jedes Mal, wenn jemand mit einer Beieinträchtigung um eine Anpassung bittet, müssen wir etwas Persönliches von uns preisgeben, was andere normalerweise nicht tun.
Ja, in der Verletzlichkeit liegt eine Stärke - aber nicht, wenn sie täglich am Arbeitsplatz von uns verlangt wird. Besonders ärgerlich ist es, wenn man immer wieder dieselben Leute um das Gleiche bitten muss.
Wir müssen uns als Unternehmen schwierige Fragen stellen dürfen: Schaffen wir einen zugänglichen Arbeitsplatz, an dem Menschen mit einer Beeinträchtigung produktiv sein und ihr Bestes leisten können? Dann sollte das Verständnis vorherrschen, dass wir uns alle flexibel anpassen sollten, damit Sie uns nicht mehr am Rande suchen müssen. Dort wollen wir nicht sein.