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Cognizant Blog

Wie sollten Banken auf die Entstehung von Central Bank Digital Currencies (CBDC) und Decentralized Finance (DeFi) reagieren und wie können sie eine fundierte Entscheidung treffen, was als Nächstes zu tun ist?

In den letzten Jahren durchgeführte Studien zum Thema Finanzbeziehungen von Verbraucher:innen zeigen, dass FinTechs und NeoBanken im Vergleich zu traditionellen Primärbanken zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Heutzutage erwarten viele Verbraucher:innen nicht mehr, dass ein einzelnes Finanzinstitut oder Unternehmen alle ihre finanziellen Bedürfnisse erfüllt. Sie wünschen sich stattdessen eine nahtlose Integration ihrer verschiedenen Finanzbeziehungen und ein einheitliches Kundenerlebnis. Um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und für die nächste Generation relevant zu bleiben, müssen Banken und Finanzinstitute ihre Dienstleistungen stärker personalisieren und erheblich in die Schaffung digitaler Finanzökosysteme investieren.

Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der wachsenden Nachfrage nach kryptobezogenen Finanzdienstleistungen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Viele FinTechs und NeoBanken bieten bereits kryptobezogene Dienstleistungen wie Handel, Depotdienste und andere kryptobezogene Finanzdienstleistungen an.

In diesem Beitrag wird die aktuelle Marktsituation bezüglich Central Bank Digital Currencies (CBDCs) und Decentralized Finance (DeFi) skizziert. NFTs sind dabei nicht Teil der Betrachtung. Die Definitionen der wichtigsten Begriffe und Abkürzungen finden sich weiter unten zusammengefasst.

Seit vielen Jahren sind Stablecoins etabliert und werden hauptsächlich als Anlageinstrument verwendet, um fiatbasierte Tokens zwischen verschiedenen Krypto-Handelsplattformen zu übertragen. Die populärsten auf dem Dollar basierenden Stablecoins sind USDT (USD Tether), USDC (USD Coin) und BUSD (Binance USD), die bereits in einem täglichen Handelsvolumen von mehreren Milliarden Dollar gehandelt werden.

Der Zusammenbruch des Terra Luna Stablecoins im Jahr 2022 unterstreicht die Bedeutung des Vertrauens in die Stabilität eines Stablecoins. Ohne ins Detail zu gehen, lässt sich sagen, dass ein Stablecoin, der eins zu eins durch eine Fiatwährung gedeckt ist, in der Regel stabiler ist als ein Stablecoin, der lediglich auf einem algorithmusbasierten Kopplungsmechanismus basiert.

Definitionen

Fiat:  
Fiat-Geld (aus dem Lateinischen: fiat, "es sei getan") ist eine Art von Währung, die nicht durch Rohstoffe wie Gold oder Silber gestützt wird. Sie wird in der Regel von der ausstellenden Regierung als gesetzliches Zahlungsmittel bezeichnet (wie zum Beispiel Dollar oder Euro).

Central Bank Digital Currency: 
Eine Central Bank Digital Currency (CBDC) ist eine spezielle Form von Stablecoin, die ausschließlich von einer Zentralbank ausgegeben und gestützt wird. Sie ist eng an den Wert der Fiatwährung des Landes gebunden. CBDCs sind kein "digitalisiertes Bargeld".

Kryptowährung: 
Eine Kryptowährung ist eine digitale Form von Währung, bei der die Transaktionen von einem dezentralen System unter Verwendung von Kryptographie und distributed Ledger-Technologien (DLT) überprüft und aufgezeichnet werden, und nicht von einer zentralen Entität.

Decentralized Finance: 
Decentralized Finance (DeFi) beschreibt ein finanzielles Ökosystem, das auf DLT- und Blockchain-Technologie basiert. Es ermöglicht Benutzern in der Regel den Kauf, Verkauf, die Kreditvergabe oder das Ausleihen von Vermögenswerten und Finanzdienstleistungen in Form von Investitionen oder Finanzierungen ohne intermediäre Instanzen. Sie werden meist durch die Verwendung von Smart Contracts implementiert.

Stablecoin: 
Ein Stablecoin ist jede Kryptowährung, die an einen stabilen Vermögenswert wie eine Fiatwährung, einen Währungskorb oder andere Vermögenswerte wie Bonds und Rohstoffe (wie Gold) gebunden ist. Stablecoins sind oft mit einer dezentralisierten autonomen Organisation (DAO) verknüpft, die die Ausgabe und Preisgestaltung kontrolliert. Stablecoins sind darauf ausgelegt, den Wert so stabil wie möglich zu halten, um sie weniger volatil zu machen. Dies geschieht mit Hilfe eines sogenannten Pegging-Mechanismus.

Wie CBDC und DeFi die Bankenindustrie verändern

Stablecoins ermöglichen effiziente und grenzüberschreitende Zahlungen, die Nachverfolgung von Überweisungen zur Verhinderung betrügerischer Aktivitäten sowie eine Minimierung der Kosten für die Ausgabe und Instandhaltung der digitalen Währung. Sie erlauben auch den Aufbau neuer Geschäftsmodelle und Ökosysteme und können den Zugang zu tokenisierten Vermögenswerten erleichtern. Dies zieht neue Investoren und technologieaffine Nutzergruppen an.

Da Stablecoins von fast allen DeFi-Services genutzt werden, sind sie auch ein entscheidendes Element von DeFi-Ökosystemen. DeFi umfasst innovative ökonomische Konzepte, die eine Neudefinition von Wertschöpfungsketten ermöglichen. Viele DeFi-Plattformen bieten bereits Kreditvergabe-, Lending- und Staking-Services an und verzeichnen hohe Wachstumsraten. Staking ermöglicht den Besitzer:innen von Kryptowährungen, ihre Krypto-Bestände analog zu traditionellen Tagesgeldkonten zu monetarisieren.

Im Gegensatz zu einem Stablecoin ist eine CBDC ein gesetzliches Zahlungsmittel, das von einer Zentralbank gestützt wird und somit deutlich strenger reguliert ist als Stablecoins. Viele Zentralbanken von Ländern wie China, USA, EU, Schweiz, Kanada und andere, erkunden bereits die Möglichkeiten einer CBDC, indem sie eigene Proof-of-Concepts (PoCs) implementieren. China wird voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren einen Digital Yuan emittieren.

Die folgende Übersichtstabelle vergleicht traditionelle Fiat-Währungen, Kryptowährungen, Stablecoins und CBDCs anhand der relevantesten Kriterien wie Übertragbarkeit, Nutzungskosten, Nachverfolgbarkeit, Anonymität und weiterer Faktoren.

Tabelle

Mehrere nicht-staatliche Banken haben bereits PoCs auf der Basis von DLT und Blockchain-Technologien durchgeführt, aber eine breite Adoption durch Privat- und Geschäftsbanken hat noch nicht stattgefunden. CBDC-bezogene PoCs werden hauptsächlich von Zentralbanken durchgeführt. 

Obwohl einige traditionelle Banken ihren Endkund:innen bereits Kryptoservices anbieten, sind viele Entscheidungsträger in Banken unentschlossen, ob sie jetzt handeln oder lieber den Markt weiter beobachten sollten. Indem sie erste Erfahrungen mit der Verwahrung und Nutzung von Stablecoins sammeln, legen Banken und Finanzinstitute den Grundstein für neue Dienstleistungen.

Tatsächlich ermöglicht die Programmierbarkeit von Vermögenswerten und deren Umwandlung in Stablecoins völlig neue Geschäfts- und Erlösmodelle für Finanzinstitute. Die Integration von Stablecoins stellt auch eine entscheidende Voraussetzung für die digitale Tokenisierung von Investitionsvermögen wie Immobilien oder großen Investitionsprojekten dar. 
So werden Stablecoins benötigt, um große Investmentvehikel in kleinere Einheiten aufzuteilen, die für eine größere Gruppe von Investor:innen zugänglich sind. 
Darüber hinaus sind neue Handelsmechanismen, automatisierte Market-Maker-Pools, neue coin-basierte Derivate und entsprechende DeFi-Services bereits verfügbar und werden erfolgreich genutzt.

Was ist jetzt zu tun – A Call for Action?

Wir sehen einige Geschäftsrisiken für Banken, die eine strikt abwartende Strategie verfolgen. Einerseits besteht das Risiko, relevante Marktanteile zu verlieren, wenn die geschäftlichen, technischen und infrastrukturellen Fähigkeiten fehlen, um zukünftig an den neu entstehenden Ökosystemen teilzunehmen.

Dieses Risiko wird durch den derzeit zu beobachtenden demografischen Wandel noch weiter verstärkt. Immer mehr junge, vermögende Kund:innen und sogenannte Digital Natives wechseln zu Neo-Banken, DeFi- und Handelsplattformen, die bereits die Übertragung und Nutzung digitaler Vermögenswerte unterstützen. Dies kann das künftige Geschäft traditioneller Institute beeinträchtigen, zumal einmal verlorene Kund:innen sich in der Regel nur schwer zurückgewinnen lassen.

Aus Anbietersicht besteht auch das Risiko, weniger Einfluss auf Best Practices, künftige Marktentwicklungen und die Etablierung von Standards zu haben, die momentan implementiert und eingeführt werden. 
Bevor eine breite Adoption von CBDCs und DeFi möglich ist, muss der Markt weiter reguliert werden. Die Regulierung von Stablecoins ist derzeit in vielen Märkten und Regionen im Gange. Regulierungsinitiativen wie MiCA der Europäischen Union zielen nicht nur auf Kryptowährungen im Allgemeinen ab, sondern umfassen auch Stablecoins und CBDCs.

Die EU-Regulierungsbehörden haben kürzlich ein Transaktionslimit von 200 Millionen Euro pro Tag für in der EU gehandelte Stablecoins eingeführt. Obwohl diese Zahl zunächst hoch erscheint, ist sie deutlich niedriger als das derzeitige Transaktionsvolumen von Dollar-basierten Stablecoins in der EU.

Eine Regulierung ist generell notwendig und positiv für eine breite Adoption von Krypto-Innovationen und zugehöriger Ökosysteme. Andererseits kann eine zu strenge Regulierung Innovation ersticken und die Bedeutung eines betroffenen Marktes im Vergleich zu weniger regulierten Ländern und Regionen verringern.

Aber wie können Sie entscheiden, wie Sie mit den Themen CBDC und DeFi weiter vorgehen sollen? Wir sind uns bewusst, dass selbst eine eingehende Marktanalyse und durchdachte Empfehlungen keinen umfassenden Entscheidungsprozess ersetzen können, der auf die individuelle Situation Ihrer Organisation zugeschnitten ist sowie von internen Faktoren und aktuellen Marktbedingungen beeinflusst wird.

Das zum Einsatz kommende Entscheidungsmodell ist aus unserer Sicht nicht ausschlaggebend für die optimale Entscheidungsfindung, sofern Ihre Organisation über ein Modell verfügt, das sich bereits bewährt hat. Wir unterstützen verschiedene Entscheidungsmodelle wie beispielsweise RAPID, um die erforderlichen Handlungsschwerpunkte für den Umgang mit CBDC und DeFi zu ermitteln, indem wir einen praxisnahen Ansatz verfolgen.


Peter Dawabi

Senior Manager, Digital Strategy, Cognizant

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Peter Dawabi hat Beratungsmandate im Bereich Digital Consulting und Management Advisory für Banken und Versicherungen durchgeführt und war dabei in der Schweiz, Deutschland und Kanada tätig. Als Krypto-Enthusiast koordiniert er zudem Cognizants DLT- und DeFi-Practice in der Schweiz.




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